Schirmherrin
Annette Hering (Geschäftsführerin Hering GmbH + Co. Kg Verwaltungsgesellschaft)
Das Zeitpaten-Projekt habe ich zuerst mit „Kindern Zeit lassen“ assoziiert.
Innovationen entstehen nur, wenn Menschen sich entwickeln. Das passiert meist, wenn Zeit und Raum dafür da ist. In unserem Unternehmen z. B. entstehen die langfristig besten Entwicklungen, wenn der Handwerker die Zeit hat, neues Wissen auf seine handwerklichen Fähigkeiten zu übertragen, sie auszuprobieren. Was von außen kommt, ist das neue Wissen, Aufzeigen von Möglichkeiten, auf keinen Fall aber Zeitdruck. Dieses Beispiel ist meines Erachtens übertragbar auf die Entwicklung von Kindern.
Zeitpaten schaffen den Rahmen, die Anregung, innerhalb dessen Kinder Zeit haben, das was sie von außen aufnehmen, mit dem zu verbinden, was sie selber können und daraus Neues für sich zu entwickeln. Die meisten von uns werden sich aus ihrer eigenen Jugend an die Erwachsenen erinnern, die ihnen Zeit und Raum zur Entwicklung geschenkt haben.
Ich war eines von 5 Geschwistern. Da lernt man teilen, auch die Zeit. Während der gesamten Jugendzeit war meine Patentante eine wichtige Bindung für mich. Jeden zweiten Sommer durfte ich alleine 2 Wochen zu ihr nach Bayreuth. Und da sie damals schon erwachsene Kinder hatte, hatte sie Zeit für mich. Ich war 2 Wochen lang Mittelpunkt, wurde verwöhnt mit Gesprächen, Ausflügen, Sport, alles war nur für uns beide. Schon lange vorher hat sie meine Interessen in Briefen mit mir abgestimmt. Und diese privilegierte Stellung, die ich dort genoss, hat ein großes Stück zur Bildung meines Selbstbewusstseins beigetragen.
Als Mutter von 2 Kindern weiß ich, wie wertvoll Zeit mit einem Kind sein kann. Dass alleine Mütter oder Väter diese notwendige Zeit für ein Kind immer aufbringen können, ist unrealistisch.
Als Unternehmerin halte ich es heute für einen Wert unserer Sozialkultur, wenn wir Frauen und Männern die gleichen Möglichkeiten für Karriere und Entwicklung im Beruf geben können. Ich sehe aber auch, dass sich Zeit für Kinder und Zeit für Beruf oft trotz bestem Willen bei unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nicht immer ideal vereinbaren lassen.
Wir als Unternehmen können mit flexiblen Arbeitszeitmodellen unterstützen. Wichtiger ist es für uns aber, eingebunden zu sein in ein Netzwerk, das Familien in vielfältiger Weise unterstützen kann.
Die „Zeitpaten“ sind ein wichtiger Knoten in diesem Netz, das die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in besonderer Weise fördert und deshalb für berufstätige Eltern eine interessante Unterstützung darstellen kann.
Die Zeitpaten werden von der evangelischen Frauenhilfe professionell ausgewählt, betreut und supervisiert. Das ist meines Erachtens auch eine unerlässliche Voraussetzung. Denn im Unterschied zu den „Verwandten-Paten“ müssen die Zeitpaten das Vertrauen eines „fremden“ Kindes gewinnen und das ist eine echte Herausforderung.
Ich halte die Zeitpaten für ein tolles Projekt und auch für ein notwendiges Angebot an Familien. Solche Angebote brauchen wir im Netzwerk Gesellschaft, zu dem auch wir Unternehmen über unsere Mitarbeiter in vielfältiger Weise verknüpft sind.
Ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Tandems entstehen und viel mehr Familien auf dieses Angebot zurückgreifen.